Umzug nach Schweden: Zwei persönliche Erfahrungen

Viele träumen davon: Dem stressigen Alltag in Österreich entfliehen und einen Umzug nach Schweden wagen, ein Land mit viel mehr Ruhe, Platz und Natur. Laut Statistiken haben im Jahr 2014 etwa 45.000 Österreicherinnen und Österreicher diesen großen Schritt gewagt und sind ins Ausland gezogen.

Schweden ist ein besonders beliebtes Auswanderungsziel, nicht zuletzt wegen seiner beeindruckenden Landschaften und der hohen Lebensqualität. Mittlerweile leben etwa 8.000 Österreicher in diesem skandinavischen Land.

Aber wie ist es wirklich, nach Schweden zu ziehen? Wir haben mit zwei Personen gesprochen, die diesen Schritt gemacht haben. Sonja zog 2014 mit ihrem Mann André auf die schwedische Insel Gotland. Jo und ihre Familie wanderten im selben Jahr aus, um dort eine Pension zu übernehmen. Während Sonja und André noch dabei sind, sich zu integrieren, haben Jo und ihre Familie beschlossen, nach Österreich zurückzukehren. Sonja und Jo erzählten uns von ihren Erfahrungen.

Die Erfahrungen reichen von der Auseinandersetzung mit dem schwedischen Migrationsverfahren bis zur Anpassung an den schwedischen Lebensstil und die Herausforderungen bei der Jobsuche, besonders für Nicht-EU-Bürger, die einen Arbeitsplatz sichern müssen, bevor sie ein Arbeitsvisum erhalten können​ (International Citizens Group)​. Die Lebenshaltungskosten sind ebenfalls eine Überlegung wert, da Schweden, insbesondere in größeren Städten wie Stockholm, Göteborg oder Malmö, recht teuer sein kann​ (sweden.se)​.

Diese Geschichten bieten einen Einblick in die persönlichen und praktischen Aspekte des Lebens in Schweden, ähnlich den Erlebnissen vieler, die diesen Weg bereits gegangen sind.

Integration in Schweden schwieriger als erwartet

Als Jo, ihr Partner und ihre zwei Kinder auf Haussuche in Schweden waren, verliebten sie sich sofort in das Gasthaus, in dem sie untergebracht waren. Es dauerte nicht lange und die Familie zog nach Norden, um das Gasthaus zu übernehmen.

Die Einheimischen waren sehr erfreut über die Ankunft der österreichischen Familie. Durch ihre Übernahme des Gasthauses gab es wieder ein neues Restaurant im Dorf, und die Touristenzahlen stiegen. Jo, ihr Partner und die Kinder fühlten sich sehr willkommen und hatten ständig das Gefühl, im Urlaub zu sein.

Mit der Zeit stieß die Familie jedoch auf die Nachteile des Lebens in einem großen und weiten Land wie Schweden. Die nächste größere Stadt ist etwa 1,5 Stunden Autofahrt entfernt und jede noch so kleine Erledigung oder Besuch muss mit dem Auto gemacht werden. Alles dauert viel länger und erfordert mehr Planung.

Ein weiterer Nachteil der großen Entfernungen: Da jeder das Auto benutzt, trifft man sich viel seltener auf der Straße. Das macht es schwierig, Freundschaften zu schließen und zu pflegen. Laut Jo sind die Schweden von Natur aus eher zurückhaltend, und auch wegen der Sprachbarriere ist es schwer, neue Kontakte zu knüpfen. Und obwohl die schwedische und österreichische Kultur nicht Welten voneinander entfernt sind, gibt es doch einen entscheidenden Unterschied: „Österreicher sind viel direkter. Schweden sagen immer ‚ja‘, obwohl sie 9 von 10 Mal ‚lieber nicht‘ oder sogar ‚nein‘ meinen. Auch das Verabreden ist viel komplizierter, alles dauert länger und die Leute sind weniger direkt als Österreicher“, so Jo.

Etwas mehr als ein Jahr nach der Auswanderung musste Jo und ihre Familie leider feststellen, dass Schweden zwar fantastisch ist, aber ihnen nicht das Leben bieten kann, das sie suchten. Jo sagt: „Die Hektik der Stadt und der Umgang mit Freunden, Scherze machen – das fehlt uns so sehr, dass wir hier nicht alle glücklich werden können.“ Daher haben sie beschlossen, nach Österreich zurückzukehren.

Pferdehof an einem Traumort

Seit 2014 lebt Sonja mit ihrem Mann André und ihrer neugeborenen Tochter auf der schwedischen Insel Gotland. Auch Sonja merkt, dass die Integration in Schweden viel Zeit beansprucht. Anfangs hatte auch sie Probleme mit dem isolierten Leben: Ihr Partner hatte sofort einen festen Job und sie hatten noch keine persönliche Identifikationsnummer, was den Kauf eines zweiten Autos erschwerte. Dadurch war Sonja anfangs gezwungen, viel zu Hause zu bleiben.

Sonja berichtet, dass das Erlernen der Sprache eine große Herausforderung ist: „Die Sprache zu lernen ist für mich eine der schwierigsten Aufgaben, aber absolut notwendig, um gut integrieren zu können. Viele Schweden sprechen Englisch, aber nicht alle, und sie schätzen es wirklich, wenn man Schwedisch spricht.“ Sie erwähnt auch, dass die Schweden etwas zurückhaltender sind und es daher nicht immer leicht ist, neue Kontakte zu knüpfen.

Derzeit sind Sonja und André noch mitten im Integrationsprozess, aber sie genießen bereits das schwedische Leben in vollen Zügen. Bevor sie den Schritt wagten, nach Schweden zu ziehen, suchten sie jahrelang nach einem Ort mit viel Platz, Ruhe, freundlichen Menschen und der Möglichkeit, ein Leben mit ihren Pferden zu führen. Ursprünglich waren sie in Neuseeland verliebt, aber Schweden erwies sich als gute Alternative. Das Land bietet das gleiche Gefühl wie Neuseeland, ist aber viel näher an österreichischen Familie und Freunden.

Durch österreichische Freunde wurden Sonja und André auf die Insel Gotland aufmerksam. Sonja erzählt: „Wir haben uns entschieden, erstmal auf Gotland Urlaub zu machen. Obwohl es die schlechteste Zeit des Jahres war – nass, Glatteis, grau und neblig – waren auch wir sofort von der Insel begeistert und bald ergab sich über Bekannte eine tolle Jobmöglichkeit für meinen Mann, und so kam eins zum anderen.“

Gotland hat, wie viele andere schwedische ländliche Gemeinden auch, ein spezielles Programm, um neue Bewohner anzuziehen. Viele Gemeinden kämpfen mit Abwanderung und Überalterung und suchen daher nach jungen Paaren oder Familien, um die Bevölkerung vielfältiger zu gestalten. Gotland hat derzeit etwa 57.000 Einwohner und möchte auf 60.000 Einwohner wachsen.

Durch Bekannte kamen Sonja und André in Kontakt mit einer Mitarbeiterin des Programms Provgute, Sonja berichtet: „Sie hat uns sehr geholfen! Zuerst hat sie uns Wohnraum beschafft und eine Adresse, wo wir unsere Pferde unterbringen konnten, über das Projekt wurde André für den neuen Job vorgestellt und es wurde schnell klar, dass es auch für mich interessant war, meine Arbeit mit den Pferden hier auf Gotland fortzusetzen.“

Mittlerweile haben Sonja und André einen kleinen Pferdehof kaufen können. Sonja ist – nach ihrem Mutterschaftsurlaub – dabei, ihr Geschäft für Training und Coaching in Schweden neu zu starten. Sie merken, dass sie mit ihrer österreichischen Arbeitsmentalität, Direktheit und Kreativität einen positiven Beitrag zur lokalen Gemeinschaft leisten.

Sonja und André finden nun langsam ihren Platz, und die Zeit wird zeigen, ob Schweden tatsächlich der Traumort ist, den sie sich vorgestellt hatten. Für jetzt steht fest, dass sie zumindest an einem wunderschönen Ort mit ihren Tieren und ihrer Tochter leben. Schau dir die Fotos auf Sonjas Website an!

Auch daran gedacht, nach Schweden zu ziehen?

Hast auch du das Kribbeln und überlegst, nach Schweden zu ziehen? Dann bist du sicherlich auf der Suche nach praktischen Informationen. In diesem Artikel haben wir uns hauptsächlich auf persönliche Erfahrungen konzentriert, möchten dich aber auch auf Quellen hinweisen, wo du weitere nützliche Informationen finden kannst.

Was kostet ein Umzug nach Schweden?

Grob geschätzt liegen die Kosten für einen Umzug nach Schweden zwischen 2.000 und 8.000 Euro. Der Preis hängt von der Menge des Hausrats und der zurückzulegenden Gesamtdistanz ab. Möchtest du eine genauere Vorstellung von den Umzugskosten für deine spezifische Situation bekommen? Dann ist es am besten, Angebote von internationalen Umzugsunternehmen einzuholen. Du kannst dies direkt über den folgenden Button tun:

Andere Seiten über das Umziehen nach Schweden

Online gibt es reichlich Hilfe und Informationen. Die Webseite „Der Neue Schwede“ bietet interessante Artikel über Leben und Arbeiten in Schweden. Auf der Webseite von SchwedenBeratung kannst du persönliche Emigrationshilfe erhalten. Die Webseite „Auswandern nach Schweden“ sammelt praktische Informationen und Kosten für einen Umzug nach Schweden. Bevorzugst du es, offline zu lesen? Dann gibt es einige gute Auswanderungsbücher, die du online bestellen kannst, wie zum Beispiel das Buch: „Auswandern nach Schweden 2015“

Die Fotos auf dieser Seite stammen von Tommie Hansen via Flickr mit einer CC2.0 Lizenz, und diese Seite enthält Partnerlinks.